Pauper Cube


2013 - 08 - 26
Silvio Wagner



Wir hatten in unserer Spielrunde vor einiger Zeit das Projekt „Pauper Cube“ überlegt, vor kurzem dann zusammengestellt und bis dato zwei Testabende damit verbracht. Gleich vorweg kann ich sagen – es macht extrem viel Spaß und der Powerlevel ist unerwartet hoch. Natürlich darf man sich den Powerlevel weder wie bei einem normalen Cube vorstellen, noch darf man sich das erwarten, immerhin reden wir hier von Commons. Was ich meine, ist, dass die Stärke einiger Commons sehr „spürbar“ ist und die Synergien bei gut gedrafteten Decks toll funktionieren.
Das ist eigentlich nicht weiter verwunderlich. Es gibt einige Commons, die in späteren Reprints zu Uncommons erhoben wurden, oder auch umgekehrt, aber trotzdem in Pauper „legal“ bleiben. Beispiel gefällig? Oblivion Ring, Counterspell, Mulldrifter, Corrupt, Fireball, Rancor, Imperiosaur, Vulshok Morningstar, … um nur einige zu nennen. Aber nicht jede Common muss irgendwann mal eine Uncommon gewesen sein um zu glänzen, man muss nur mal kurz an Paradekarten wie Brainstorm, Preordain, Lightning Bolt oder Farseek denken.



Und wer glaubt, es gibt keine „Bomben“ im Pauper Cube, irrt sich gewaltig: Pestilence steht jetzt bereits an der Kippe zum Ban, Death Denied ist quasi die schwarze Sphinx's Revelation, Rush of Knowledge zieht ebenfalls viel zu viele Karten, Rolling Thunder und Serrated Arrows sind unendlich hart zu schlagen und dann gibt es auch noch unscheinbarere Karten, an denen man schwer zu kauen hat: Seraph of Dawn und Penumbra Spider zum Beispiel. Und jedes Tier wird so richtig unangenehm, wenn erst mal Bonesplitter das Feld betritt.


Wir haben sehr lange „theoretisch“ an unserer Cubeliste geschraubt und uns folgende Vorgaben gesetzt:
• 60 Karten pro Farbe
• 5 Karten pro (Ravnica)-Gilde
Für Artefakte und Länder hat sich rausgestellt, dass eine Vorgabe in Zahlen relativ sinnlos ist, da hier die Anzahl der wirklich spielbaren Karten bereits sehr begrenzt ist.

Derzeit hat unser Pauper Cube 429 Karten und ist hier zu finden.
Bis zu diesem Stand hat es natürlich einige Änderungen gegeben, denn beim ersten Praxistest haben wir folgendes festgestellt:
• Blau ist zu gut
• Grün ist mittelmäßig, das Elfenthema als einziges Synergiethema zu wenig
• Rot ist okay
• Schwarz ist okay
• Weiss ist unterdurchschnittlich
• Cluestones sind schlecht
Nun gut, dass Blau sich völlig abhebt, ist keine große Überraschung. Auf sich allein gestellt würden sich zwar die vielen Carddraw und Filterspells wahrscheinlich nicht durchsetzen, aber kombiniert mit jeder anderen Farbe ist es genau der Vorteil, der sich in langen Spielen auswirkt. Dennoch ist es gerade in Cubes keine wirkliche Lösung, gute blaue Karten rauszunehmen und durch mittelmäßige zu ersetzen. Man will diese Karten ja spielen und jeder soll die Chance dazu bekommen. Typischerweise landet man deswegen auch schnell in Situationen, wo Blau einfach „overdraftet“ ist und sich Spieler gegenseitig so cutten, dass sich der blaue Powerlevel quasi von selbst reguliert. In Grün haben wir kurzerhand zum Elfenthema auch ein Bestienthema aufgenommen, angespornt von der neuen M14 Karte Advocate of the Beast, der eleganterweise auch gleich mal ein Elf ist. Eine kurze Recherche hat ergeben, dass es zwei weitere Karten gibt, die sehr stark mit dem Kreaturentyp „Bestie“ harmonieren: Wirewood Savage und Snarling Undorak. Es war auf jeden Fall Grund genug, den Kreaturentyp zu erweitern und einige Bestien auch über teilweise besseren Karten zu spielen. Fangren Hunter über Sentinel Spider zum Beispiel oder Giant Warthog über Kindercatch. Mit insgesamt nun 21 Elfen und 16 Bestien (13 davon in Monogrün) hat Grün nun zusätzlich zu seiner Rampdomäne eine sehr solide Tribalsynergie dazubekommen. In Weiss waren wir da schon ratloser. Eine aus Modern Masters abgeleitete Idee war, ein Rebellenthema zu integrieren, um Weiss die fehlende Cardadvantage zu geben. Auf sich allein gestellt wirken all diese Rebellenkarten nicht sonderlich großartig, aber mit vier Möglichkeiten, Rebellen zu suchen, und 16 Rebellen insgesamt ist die Gesamtsumme der Synergie definitiv besser geworden als einen Tick stärkere Einzelkarten.
Und dann waren dann noch die Cluestones. In meiner Dragon’s Maze Zusammenfassung hatte ich noch erwähnt, dass diese für Pauper Cube eine Überlegung wert sind. Damit lag ich definitiv falsch. In jedem Booster sorgten sie für einen Lacher und gingen regelmäßig als letzter Pick. Spielen wollte sie keiner und im Kontext des Formates muss man auch sagen, sie sind viel zu langsam und bieten keinerlei Vorteil. Jeder, der die Cubeliste aufmerksam durchsieht, wird erkennen, dass wir keine Signets integriert haben. Nach dem Cluestone Fiasko gab es zwar wieder Signet Fürsprecher, dennoch war ich nach den Ergebnissen des ersten Testabends mehr dagegen als zuvor. Nicht, weil ich finde, dass Signets per se zu stark wären, aber auch hier muss man die Auswirkungen im Kontext eines Formatdesigns sehen. Mit der Integration eines farblosen 2-Mana Accellerators/Fixers schneidet man Grün in seiner stärksten Domäne, nämlich hauptsächlich schneller teurere Spells zu spielen bzw. Zugriff auf mehr Farben als andere zu haben. Mana Elfen leiden ohnehin bereits unter Karten wie Pestilence, Serrated Arrows und einigen Pingern. Mit der Integration von Signets würde man deren Existenzberechtigung vollkommen in Frage stellen und darüber hinaus UW, UB und UR Builds noch unfairer machen. Sei es, weil man schneller Karten ziehen kann, sei es, weil man starke offcolor Karten leichter splashen kann oder einfach nur Tempo gewinnt, wenn man gleich mal Spell + Counterspell Backup in den ersten Zügen zur Verfügung hat. Probiert haben wir es nicht, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass ich hier falsch liege. 

 

Abschließend kann ich nur nochmals betonen – es hat bisher verdammt viel Spaß gemacht, mit diesem Cube zu spielen, und wir sind alle ganz heiß darauf, Deckstrategien und Archetypen zu erkunden. Ich kann jedem nur wärmstens empfehlen, dies mal auszuprobieren oder gar selber zusammenzustellen. Der große Vorteil für jeden Cubeinteressierten ist immerhin auch der Anschaffungspreis, da die Kosten für die benötigten Hüllen wahrscheinlich mehr sind als der Kartenwert selbst.

Fragen zur Kartenauswahl bzw. Anregungen und Kartenvorschläge gerne an mich!

Viel Spaß beim Ausprobieren!
Bis dann,
Silvio






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