Magic am anderen Ende der Welt


2013 - 08 - 29
Marc Rathai




Ich sitze gerade im Flugzeug und befinde mich auf meinem 10-Stunden-Flug von Narita nach Moskau, von wo aus ich den nächsten Flieger nach Wien nehmen werde. Was liegt da also näher, als die Zeit zu nutzen, um euch etwas über Magic aus Japan zu berichten?

Leider konnte ich an keinem Turnier teilnehmen, da ich konsequent kein Deck mitgenommen hatte und zeitlich auch gar nicht dazu in der Lage gewesen wäre, da die Abende immer schon verplant waren – und sämtliche Turniere in diesem Zeitraum hätten in den Abendstunden stattgefunden. Japan ist ein wunderbares Land und Kyoto und Tokio aufregende Städte, in denen man immer etwas zu tun hat.

Doch zurück zum eigentlichen Thema: So geil ein Land auch ist, mit Magic wird es gleich noch geiler. In meiner ersten Woche in Kyoto gab es diesbezüglich wenig zu berichten, aus Tokio dafür umso mehr.

An dieser Stelle ist es erst einmal wichtig zu erwähnen, dass es in Shops in Japan nicht nur verboten ist, Karten an andere Spieler zu verkaufen sondern auch das Tauschen – also das Traden in einem Trading Card Game – verboten ist. Der wichtigste Grund dafür ist, dass es in Japan hunderte von TCGs gibt und Magic nur einen kleinen Teil davon ausmacht. Damit es sich für lokale Shops nun überhaupt lohnt die Artikel zu führen und damit zu handeln, müssen sie auch die Gewissheit haben, dass Kunden diese von ihnen beziehen – und eben nicht ertauschen.

Selbstverständlich lässt sich das natürlich auch hier nicht unterdrücken und privat wird getauscht wie auch hier – in einem Shop selbst jedoch gegen diese Regel zu verstoßen traut sich niemand, was natürlich auch mit der Einstellung der Japaner und ihrem Gefühl für Vorschriften und Anstand zusammenhängt. An dieser Stelle sei noch einmal bemerkt, dass ich noch kein Land gesehen habe, in dem die Bevölkerung in allen Bereichen des öffentlichen Lebens dermaßen diszipliniert ist wie in Japan. 

Man sieht also, dass der Handel bzw. der Kauf von Magickarten dort noch essentiellerer Bestandteil der Magickultur ist als hier. Gerade wenn man im Urlaub dort ist und eventuell nur ein paar Karten braucht um ein bestimmtes Deck spielen zu können, wird man also um Bargeld nicht herumkommen. Damit ihr, falls dies einmal eintritt, nicht völlig im Regen steht, an dieser Stelle ein paar Tipps für den Einkauf von Magickarten in Tokio:

Dreh- und Angelpunkt für den Handel ist die ''Electro town'' Akihabara. Wer sich ein wenig mit Japan beschäftigt hat, wird den Namen des ''Nerdviertels'' dabei sicherlich schon einmal gehört haben. Direkt nebeneinander türmen sich hier unzählige kleine Spieleläden, gigantische Computergeschäfte, mehrstöckige Merchandisetempel zu Anime, Manga und Videospielen sowie Mischformen aller oben genannten Geschäfte.



Wie bereits erwähnt gibt es in Japan hunderte TCGs. Magic macht dabei oft nur einen kleinen Teil in den normalen Geschäften aus – ist man nicht gerade in speziellen Shops unterwegs, ist Yu-Gi-Oh das vorherrschende TCG. Trotzdem findet man in diesen Läden immer wieder kleine Überraschungen an Schnäppchen und coolen Karten. Dabei ist Folgendes zu beachten: Japanische Karten sind in der Regel günstiger als englische oder deutsche - vor allem deutsche Karten sind extrem begehrt und die Preise für diese dort entsprechend hoch. Um das zu verdeutlichen: Mein neues Playset nm jap. Horizon Canopy hat mich umgerechnet 25 Euro gekostet, während mein deutscher ex Sonnenring aus Foreign White Bordered mir ohne zu zögern von einem Ladeninhaber für 45Euro abgenommen wurde.

Um auch ein bisschen anzugeben, weil ich mich so drüber gefreut habe, hier meinte Ausbeute für umgerechnet €170,- (und nein, die Canopys haben nicht alle1280 Yen gekostet :) ):


Auf der anderen Seite ist es natürlich sehr einfach an japanische oder koreanische Booster zu kommen – die Preise dafür schwanken jedoch sehr stark zwischen 260 und 480 Yen bzw. umgerechnet ca. zwischen €2,20 und €4,- .

Generell sollte man Booster nur in Akihabara kaufen, da die Preise dort auf Grund der großen Konkurrenz (ca. jeder vierte Laden verkauft welche) am niedrigsten sind. Auf der anderen Seite bekommt man für deutsche Booster dort oft den zweifachen oder dreifachen Gegenwert – soll heißen ein deutsches Booster lässt sich oft gegen 2 bis 3 japanische tauschen –, dies jedoch vor allem außerhalb der Shops mit Privatpersonen. Wer also nach Japan reist, sollte sich hier vorher unbedingt mit deutschen Boostern eindecken.

Dabei ist jedoch zu beachten, dass es für die Einfuhr von Artikeln nach Japan sowie für die erneute Einfuhr in Österreich Bestimmungen  des jeweiligen Zolls gibt, über die man sich jeweils aktuell informieren sollte. Während Einzelkarten oft in eine rechtliche Grauzone fallen, ist dies bei Boostern nicht der Fall: Was zählt, ist der Preis, der draufsteht – bei zu großen Mengen muss also beim Zoll nachbezahlt werden. Für genaue Informationen dazu sollte auf jeden Fall vorher recherchiert werden.

Aber zurück zum Spielen: Ich konnte zwar kein Turnier, wohl aber ein paar normale Runden spielen und einigen Spielern zuschauen. Generell ist der eigentliche Spielvorgang wenig anders als bei uns – mit der Ausnahme, dass noch höflicher miteinander umgegangen wird. Sich gegenseitig Glück vor jeder Runde wünschen ist zwar bei uns auch häufig anzutreffen, dort jedoch die Regel. Ebenfalls werden das Deck bzw. die Karten des Gegners generell nur nach Erlaubnis angefasst. Nach einer Niederlage wird dem Gegner gratuliert – egal ob er einfach den lucky Bonfire of the Damned Topdeck hatte oder ob das haarsträubende Controlmirror durch Voraussicht und echtes Können für sich entschieden hat.

Zum Abschluss noch zwei Adressen, bei denen man vorbeischauen sollte, wenn man vorhat Magic in Japan zu spielen:

1. Hareruya: Fast jeden Tag gibt es hier Turniere in unterschiedlichen Formaten. Zu erreichen über die Bahnstation mit dem wunderbaren Namen Takadanobaba. Hier sind öfter mal lokale Proplayer zu erwischen, allen voran Saito. Netterweise gibt es sogar eine Map um den Laden zu finden.

2. Hobbystation Akihabara: Sehr einfach zu erreichen, der Stop liegt praktisch gegenüber der JR Station Akihabara Station. Diese muss durch den westlichen Ausgang verlassen werden. Nach Überquerung der großen Straße auf der Rückseite einfach nach einem KFC Ausschau halten – direkt gegenüber befindet sich die Hobbystation.

Ich hoffe, mit dieser kurzen Übersicht dem einen oder anderen ein paar Tipps gegeben zu haben, falls er ebenfalls einmal nach Japan reisen und auch am anderen Ende der Welt nicht auf Magic verzichten möchte.


 

 


 




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