Geist-reiche Zeilen #005


2015 - 02 - 26
Christopher Postel



 

The State of Modern

Herzlich Willkommen zu meinem Artikel dieses Monat. Wenn ihr das lest, dann ist Magic trotz der Bannings von Treasure Cruise, Dig through Time und Birthing Pod noch immer nicht tot und die Modern-Pro-Tour wurde auch
schon gespielt.


Hier möchte ich eigentlich einhaken, da ja innerhalb eines Monats viel passiert ist. Der Bannhammer hat zugeschlagen und mir wurden meine zwei „Lieblingsdecks“ weggenommen, einfach über Nacht. Hat niemanden
interessiert. Außer eben mich…

Um kurz zu erklären: Nach dem Release von Treasure Cruise war ich, wie viele andere auch ein freudiger Anhänger der Delver-Deck-Gesellschaft. Genauer gesagt Jeskai- oder UWR-Delver mit Geist of Saint Traft. Mein zweites Deck, welches leider immer mehr in der Versenkung verschwunden ist, war Kiki-Pod, ein Value-Deck, welches mit Kiki-Jiki, Mirror Breaker und einem der folgenden Karten eine Endlosschleife an Kreaturen hervorzaubern kann:
Pestermite, Deceiver Exarch und Restoration Angel. Hier noch einmal die schockierende Nachricht: Gleich ZWEI Decks weggebanned…

Meine anfängliche Stimmung in Bezug auf Modern kann man sich wohl  vorstellen, sie war gelinde gesagt schlecht. Dass die Bannings gerechtfertigt sind, kann man natürlich mehr oder weniger nachvollziehen, aber seien wir uns ehrlich, welcher Magic-Spieler auf der Welt ist objektiv? Genau! Keiner! Von daher habe ich mich schrecklich
aufgeregt, Petitionen à la „Unban Pod or we riot“ unterschrieben und wahrscheinlich stundenlang mit meinen Freunden diskutiert. Nachdem mein Ärger etwas verflogen war, konnte ich mich aber wieder auf das konzentrieren, was ein großer Teil dessen ist, was mir bei Magic so gut gefällt- und zwar Decks bauen und testen und Decks zerlegen und neue Decks testen.

Und hier möchte ich den negativen Teil des Artikels und den fahlen Beigeschmack der Banned List hinter mir lassen, zumindest bis mich wieder jemand in solch eine Diskussion verwickelt, und einfach auf das Gute einer solchen Situation eingehen. Bevor ich das mache, muss ich aber leider noch einen kurzen Abstecher auf die Modern-Pro-Tour und den Riot danach eingehen. Fast dreißig Prozent Abzan-Midrange und dann noch viele Combodecks.
Hört sich komisch an, ist aber wahrscheinlich daraus zu schließen, dass die Pro-Tour relativ knapp nach den Bannings war und es ein offenes Geheimnis ist, dass sich sehr viele Pro-Player wenig mit nicht rotierenden Formaten beschäftigen. Was resultiert daraus? Man nimmt das augenscheinlich stabilste Deck, was in
diesem Falle einfach eine Kombination aus Discard, möglichst situationsunabhängigem Removal und Utility-Creatures bzw. fetten Schweinen oder hier  einem fetten Rhinozeros.
Meiner Meinung nach ist das Metagame wie auf der Pro Tour genauso uninteressant wie ein Delver/ Pod- Meta, aber ich bin mittlerweile der Ansicht, dass die Leute, die sich mit dem Format durchgehend beschäftigen, mehrere Decks in dem Meta etablieren können. Viele Decks, die einfach durch ihr schlechtes Pod-Matchup nicht im Format mitspielen konnten, haben jetzt die Chance. Das selbige mit Delver-Decks.

Aber nun zurück zum Deck bauen und testen. In der Zeit nach dem Update der Modern-Banned-List, Golgari Grave Troll ist übrigens wieder erlaubt, juckt bis dato niemanden, habe ich mir die Zeit genommen, wie wild alle möglichen Esper-Control-Listen zu probieren. Das ging von Solar Flare mit Unburial Rites über creatureless Hardcontrol bis hin zu etwas eigenartig anmutenden Midrange-Listen. Bis jetzt war noch nichts wirklich Sinnvolles dabei, aber bis zum nächsten Modern-Grand-Prix, den ich spielen will, ist ja noch ein bisschen Zeit und es gibt ausser Esper ja noch Bant und UWR, dazu potentielle 4-Color-Gifts-Listen und andere „weirde“ Sachen. Worauf ich hinaus will, ist, dass Modern ein Format ist, bei dem man einfach auch einmal überraschen kann. Es ist ein Format, welches eben nicht rotiert und neunzig Prozent der Karten ihren Wert behalten, somit ist es auch sinnvoll zu investieren, da man einfach für sein Geld auch etwas bekommt und der Wertverlust nicht so schnell wie bei einem rotierenden Format vorkommt. Noch dazu ist gerade wohl eine gute Zeit, um in dieses Format einzusteigen. Neben den Allied-Fetchländern, welche sowohl in Khans of Tarkir als auch vereinzelt in Fate Reforged gedruckt wurden, ist es noch nicht allzu lange her, dass die Schockländer Standard verlassen haben, und man somit einen sehr großen Teil seines Decks optimal gestalten kann. Sind wir uns ehrlich, jedes Deck steht und fällt mit einer guten Manabase und so günstig, an eine gute Modern Manabase zu kommen, war es noch nie.

Weiters glaube ich auch, dass es in Modern noch soviele potentiell starke Decks gibt, auf die man noch nicht gekommen ist, beziehungsweise, die sich bis dato noch nicht etabliert haben. Durch den Wegfall von zwei Decks könnten sich vier neue herauskristallisieren und wenn dem so ist, dann haben sich die Bannings auch gelohnt. Damit schließe ich Modern einmal ab und gehe weiter zur…

 

State of Standard

Das derzeitige Standard-Format ist richtig gut! Es gibt kein Deck, welches alle anderen dominiert, und die Topdecks sind so divers wie lange nicht. Eigentlich sind für jeden Spieltypen mindestens zwei Decks spielbar. Der Aggrospieler kann auf das rote Sligh-Deck zugreifen oder genauso auf UW-Heroic und RW-Aggro. Combofreunde haben neben Jeskai-Ascendancy mittlerweile auch ein Temur-Ascendancy-Combodeck. Wer Midrange spielen will kann neben Abzan, Temur, Mardu  oder GR-Monsters spielen. Alle, die lieber reaktive Decks spielen, denen kann man UB-Control  empfehlen. Dann gibt’s natürlich noch viele andere Arten von Decks, die sich nicht so ganz ins Schema zwängen lassen wie das Sidisi-Whip-Deck oder der Abzan-Reanimator und mein Favorit derzeit, den
ihr ja bereits beim DeckWars Special in Action gesehen habt, Jeskai-Ascendancy/Tokens/ Burn/ whatever…


Seit dem ich begonnen habe zu spielen, kann ich mich eigentlich nicht erinnern, dass es ein so vielfältiges und vor allem ausgeglichenes Metagame gab. Da muss man Wizards of the Coast dann echt auch einmal gratulieren, was man übrigens so oder so sollte, denn Magic ist noch immer das coolste Spiel, das es gibt. Aber man kann auch einmal einen extra Applaus geben.

Das war einmal mein kurzer Begeisterungssturm zu Standard.
Ich möchte aber noch kurz über ein paar Sachen im Format reden, die ich beim SpoilerAlarm so nicht kommen gesehen habe.

 

Der Siege- Circle, auf deutsch die Belagerungen

Wer das DeckWars-Special gesehen hat, weiß, dass man sich Unmengen an Mana mit der grünen Siege machen kann und einfach die richtig fetten Schweine auf den Tisch werfen kann. Namentlich: Ugin, der Geisterdrache.
Dazu ist der neueste Trend, dass die rot weissen Aggrodecks zwei bis drei rote Belagerungen im Maindeck und Sideboard gesplittet haben. Ich muss gestehen, ich hätte damit absolut nicht gerechnet.

Tasigur, the golden Fang oder auch der nackte Mann mit der Banane
Dass dieser Mann spielbar ist, war klar, aber dass er so einen Impact auf Standard hat UND auch Modern, hat mich doch sehr überrascht.
Und hier die kleine Rückleitung zum ersten Teil meines Artikel, wer sich mit dem Format beschäftigt findet neue Wege und Sachen.

 

Unkaputtbar

Torrent Elemental ist eigentlich schon der „Shit“. Das Ding gibt dem Sidisi- Deck halt noch einen extra Schub, dazu kriegt man es halt nicht weg. Du zerstörst es, der Gegner delved und castet es wieder. Du spielst ein Banishing Light drauf, das Ding kommt wieder (Natürlich spielt man kein Banishing Light drauf, wäre ja Blödsinn, es geht hier nur ums Prinzip). Genauso ist dieses Elemental Path to Exile-resistent und kann immer und immer wieder
gedelved und recycled werden. Mittlerweile hab ich Lust, ein Deck hiermit zu spielen, weil es einfach mit dem Rest des Whip- Decks so coole Interaktionen gibt.


Temur-Ascendancy-Combo

Dieses Deck ist halt richtig cool! Und hiermit hätte ich nie gerechnet. Für mich war die Ascendancy ein Drawengine im Temurdeck, dass man damit richtig fiese Sachen aufführen kann, freut mich umso mehr. Dass das Deck nicht so einfach zu spielen ist, sei an dieser Stelle aber auch gesagt. Der Spass dabei, das Deck zu spielen, überwiegt aber bei Weitem.


Das als kurzes Resümee meiner falschen Einschätzung verschiedener Karten, die mich aber positiv überrascht haben und als letzter Rückblick auf Bauen und Testen.

Ich bedanke mich bei allen, die sich den Artikel wieder durchgelesen haben und wir sehen uns bis zum nächsten Artikel sicher bei dem einen oder anderen Turnier und - wer auf Youtube schaut - sicher auch noch im einen oder anderen Video.




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